Lernen im KI-Zeitalter: Warum Schulen zu Orten des Lernens werden müssen

von | 13.09.2024

Foto von Bob Blume

Der bekannte Lehrer, Influencer und Autor Bob Blume hat in einem auf News4teachers veröffentlich Auszug aus seinem Buch dargelegt, warum sich Schulen angesichts der rasanten Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) radikal verändern müssen. Laut Blume wird in deutschen Schulen derzeit nicht wirklich gelernt – zumindest nicht in einer Form, die den Anforderungen des KI-Zeitalters gerecht wird.

Blume argumentiert, dass viele repetitive und banale Aufgaben schon heute von KI-Systemen übernommen werden können. Dies führt zu der provokanten Frage vieler Schüler, warum sie sich noch mit langweiligen Hausaufgaben abmühen sollen, wenn digitale Assistenten diese viel besser und schneller erledigen können. Damit verkehren sich die Potenziale von KI für das Lernen ins Gegenteil, wenn die Schulen nicht grundlegend umdenken.

Entscheidend ist laut Blume, dass Lernen wieder ins Zentrum von Bildung rücken muss. Dabei geht es nicht um einen irgendwann abgeschlossenen Lernprozess, sondern um lebenslanges Lernen und die Fähigkeit, immer weiter dazuzulernen. Dies erfordert eine grundsätzliche Abkehr vom heutigen Instruktionsunterricht und den starren, von oben verordneten Stundenplänen.

Stattdessen müssen Schulen zu Orten werden, an denen sich jeder Schüler individuell orientieren und eigene Schwerpunkte setzen kann. Nur so können junge Menschen eine Haltung entwickeln, in der sie Lernen als das Großartigste begreifen, das der eigenen Persönlichkeitsentwicklung geschehen kann – und nicht als lästige Pflichtübung.

Allerdings bleibt Blume in diesem Beitrag recht vage, wie dieser Wandel konkret aussehen soll. Er liefert wenig konkrete Hinweise, welche Reformen und Ressourcen nötig wären, um seine Vision von Schulen als Lernorten im KI-Zeitalter Realität werden zu lassen.

Dennoch greift Blume mit seiner Kernthese einen wichtigen Punkt auf: Angesichts von KI und der exponentiellen Beschleunigung in vielen Lebensbereichen steht das Bildungssystem vor einer enormen Herausforderung. Es geht darum, junge Menschen so zu befähigen, dass sie auch in Zukunft mündige und handlungsfähige Bürger sein können.

Dazu braucht es nicht weniger, sondern mehr Lernen – allerdings in einer ganz neuen, selbstbestimmten Form, die sich radikal von der heutigen Praxis unterscheidet. Blumes Beitrag ist ein wichtiger Weckruf, sich dieser Mammutaufgabe zu stellen. Die Debatte, wie genau die Schulen der Zukunft aussehen, hat damit erst begonnen.

Interessant könnte in diesem Kontext auch ein Blick nach China sein. Dort wird laut Blume schon seit Jahren gezielt Unterricht im Umgang mit KI angeboten. Möglicherweise lassen sich daraus Anregungen für die überfällige Modernisierung des deutschen Bildungssystems gewinnen.

Letztlich geht es aber nicht nur um Bildungspolitik und Schulsysteme. Entscheidend ist das Verständnis, dass KI-Systeme letztlich auf dem Gelernten und der Intelligenz von Menschen basieren. Nur wenn wir als Gesellschaft weiterhin bereit sind, uns neues Wissen und Fertigkeiten anzueignen, können wir die Früchte der Digitalisierung langfristig ernten.

Dies gilt umso mehr, da KI neben enormen Chancen auch erhebliche Risiken birgt. Nicht umsonst warnen viele Experten vor einem unregulierten Wettlauf um die mächtigste KI. Umso wichtiger ist es, schon in der Schule ein Verständnis für die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Technologie zu vermitteln. Auch dazu braucht es neue pädagogische Konzepte.

Die KI-Revolution stellt das Bildungssystem vor eine Herkulesaufgabe. Doch wenn es gelingt, Schulen zu echten Orten des Lernens zu machen, eröffnen sich auch große Chancen. Indem sie Schülern eine Haltung des lebenslangen Lernens vermitteln, können sie den Grundstein dafür legen, dass wir die Zukunft als Gesellschaft aktiv gestalten – statt uns von der Technologie treiben zu lassen. Bob Blumes Appell, das Lernen wieder in den Mittelpunkt zu rücken, weist hier in die richtige Richtung.

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