Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam hat in einem aktuellen Positionspapier die Einführung sogenannter „Digitalschulen“ in Deutschland vorgeschlagen. Ziel dieser Einrichtungen soll es sein, junge Menschen außerhalb des regulären Schulunterrichts intensiver auf die Anforderungen der digitalen Zukunft vorzubereiten.
Laut HPI könnten solche Digitalschulen ähnlich wie Musik- und Kunstschulen funktionieren und das bestehende Bildungsangebot sinnvoll ergänzen. Durch staatliche Förderung und niedrige Elternbeiträge soll ein erschwingliches Angebot für alle Kinder und Jugendlichen geschaffen werden. Das Institut regt an, die rechtlichen Grundlagen entweder in einem speziellen Digitalschulgesetz oder durch Erweiterung der Musikschulgesetze zu verankern. Auch eine Kooperation mit Bildungsinitiativen und Start-ups wird vorgeschlagen.
Der Vorschlag des HPI ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die digitale Bildung an deutschen Schulen nach wie vor eine große Herausforderung darstellt. Trotz verschiedener Initiativen und Investitionen in den letzten Jahren besteht weiterhin erheblicher Nachholbedarf, um Schülerinnen und Schüler fit für das digitale Zeitalter zu machen. Oft fehlt es an moderner technischer Ausstattung, digitalen Lehrkonzepten und entsprechend geschultem Lehrpersonal.
Externe Angebote wie die vorgeschlagenen Digitalschulen könnten hier eine wertvolle Ergänzung darstellen. Sie böten die Möglichkeit, schneller und flexibler auf neue Entwicklungen zu reagieren und innovative Lernformate zu erproben. Auch der Einsatz spezialisierter Lehrkräfte aus der Praxis wäre denkbar.
Allerdings darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Regelschulen bei der Digitalisierung dringend vorankommen müssen. Digitale Kompetenzen gehören heute zur Allgemeinbildung und sollten Teil des Regelunterrichts für alle Schülerinnen und Schüler sein. Hierfür braucht es ein ganzheitliches Konzept und erhebliche Anstrengungen seitens der Politik.
Die Digitalschulen können ein Baustein in diesem Prozess sein, ersetzen aber nicht die notwendigen Veränderungen im Gesamtsystem. Insbesondere dürfen sie nicht dazu führen, dass sich eine Zwei-Klassen-Bildung entwickelt und Kinder einkommensschwacher Eltern von wichtigen Zukunftskompetenzen abgehängt werden.
Auch KI-basierte Lernangebote wie Brainie können einen wertvollen Beitrag zur digitalen Bildung leisten. Mit intelligenter Lernsoftware und datengestützter Personalisierung ermöglichen sie individuelle Förderung zu einem günstigen Preis. Solche Lösungen sollten stärker in den Blick genommen und ihr Potenzial für moderne, technikgestützte Bildungsangebote weiter erforscht werden.
Fazit: Die Idee der Digitalschulen ist innovativ und könnte die digitale Bildung von Kindern und Jugendlichen voranbringen. Sie darf aber nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss eingebettet sein in eine umfassende Digitalisierungsstrategie für das gesamte Bildungssystem. Nur wenn die richtigen Prioritäten gesetzt und ausreichende Ressourcen bereitgestellt werden, kann es gelingen, die Herausforderungen des digitalen Wandels im Bildungsbereich zu meistern.
Quelle: https://www.heise.de/news/Hasso-Plattner-Institut-fuer-Schaffung-von-Digitalschulen-9840659.html