Estlands Bildungserfolg: Ministerin Kallas sieht Vorteile in starker Bildungstradition und lokalem Schulbetrieb

von | 30.07.2024

Schüler in Estland

In einem Interview hat Estlands Bildungsministerin Kristina Kallas Gründe für das herausragende Abschneiden ihres Landes im jüngsten PISA-Test genannt. Kallas sieht die Wurzeln des Erfolgs in einer starken kulturellen Wertschätzung von Bildung in Estland. Diese Tradition reiche bis in die Zeit des nationalen Unabhängigkeitskampfes gegen die Sowjetunion zurück, als Bildung ein wichtiges Mittel für die estnische Minderheit war, um sich als Nation zu etablieren.

Ein weiterer Erfolgsfaktor sei laut Kallas, dass die Schulen in Estland nicht vom Staat, sondern von den lokalen Gemeinschaften betrieben werden. Dies führe zu einem hohen Engagement der Eltern, ähnlich wie es auch in asiatischen Ländern der Fall sei.

Kallas bewertet diese dezentrale Struktur und die starke Einbindung der Schulgemeinschaft sehr positiv. Im Gegensatz dazu wird das deutsche Bildungssystem oft für seine starren, hierarchischen Strukturen und mangelnde Flexibilität kritisiert. Viele Experten sehen hier Reformbedarf, um den Herausforderungen einer sich schnell wandelnden Welt gerecht zu werden.

Ein Trend der jüngeren Zeit ist beispielsweise der zunehmende Einsatz digitaler Lernmethoden. Kallas sieht hier durchaus Potenzial, betont aber auch die Bedeutung traditioneller Lernformen. „Das Gehirn arbeitet anders, wenn auf Papier gelernt wird“, sagt sie. Wichtig sei eine sinnvolle Balance zwischen analogen und digitalen Formaten.

Insgesamt zeigt das estnische Beispiel, wie wichtig gesellschaftliche Wertschätzung und Engagement für ein erfolgreiches Bildungssystem sind. Flexible, lokal verankerte Strukturen scheinen dabei staatlicher Bürokratie in vielen Fällen überlegen. Deutschland täte gut daran, sich davon eine Scheibe abzuschneiden.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/kristina-kallas-im-interview-auf-tiktok-lernen-kinder-viel-gutes-19881734.html

Hier weiterlesen